Der Klimawandel und die Energiekrise – Teil 2

Im diesem zweiten Teil widme ich mich tatsächlich dem – trotz der evidenten Wissenschaftslage noch oft unterschätzten – Klimawandel auf der Erde und in Mutter Natur. In den letzten Jahren habe ich mir viel Wissen rund um dieses Thema angeeignet und mir Gedanken über das menschliche Verhalten in Bezug zu dieser bedeutenden Aufgabe der heutigen Menschheitsgeschichte gemacht. In folgendem Beitrag möchte ich teilen zu welchem Ergebnis mich meine Analysen und Reflexionen gebracht haben.

Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels

Seit die Menschen diesen Planeten bewohnen, haben wir die Erde und die Natur nie derart verändert und beeinflusst, wie die letzten 50 Jahre. Die Industrialisierung und ihr Fortschritt, ist für die Erde selbst ein Rückschritt – und das mehr denn je. Die Nutzung fossiler Brennstoffe zur Energiegewinnung, die industrialisierte Landwirtschaft und das Abholzen von Regenwäldern, sowie unachtsames Konsumverhalten muten unserer Erde mehr zu als sie vertragen kann. So erhöht sich die Menge der in der Atmosphäre natürlich vorkommenden Treibhausgase enorm, und dies verstärkt den Treibhauseffekt und die Klimaerwärmung. Das alles führt zu Eisschmelze, der Erhöhung des Meeresspiegels, extremen Wetterereignissen und zur Verschiebung des Niederschlagsmusters, sowie zu immer größer werdenen gesundheitlichen Beeinträchtigung für die Menschen und alle Lebenwesen auf dieser Welt.

Das Deadline-Dilemma

Wir kennen es alle – wenn etwas zu tun ist, was unangenehm ist oder nicht wirklich Freude bereitet, dann wird’s hinausgeschoben oder verdrängt. Die Angewohnheit, alles am letzten Abdruck zu erledigen wird auch augenzwinkernd als „Aufschieberitis“ bezeichnet. Der Fachbegriff dazu lautet „Prokrastination“. Manch Prokrastinierer hat sich schon durch eine Web-Recherche, oder ein Zeitmanagement-Seminar aus der Patsche geholfen. Nicht immer wird aus diesem Laster für den Einzelnenen ein schwerwiegendes Problem und viele erfolgreiche Menschen betonen selbstbewusst, erst in den letzten Tagen vor der Deadline, alles Notwendige zu erledigen. Auch Schülerinnen und Schüler, sowie Studierende erleben diesen notwendigen Druck um aktiv zu werden, nicht immer als negativ. Es kann auch sehr förderlich für Produktivität und Effizienz sein, unter zeitlichem Druck zu stehen. Was hat das nun mit dem Titel dieses Beitrags zu tun? Ich denke, dass das Phänomen der Aufschieberitis und dessen psychologische Hintergründe, einer der vielen Gründe ist, warum wir es 2018 immer noch nicht geschafft haben, den Klimawandel im notwendigen Ausmaß zu bekämpfen. Und die Bezeichnung Deadline macht in diesem Zusammenhang seinem Namen alle Ehre.

Persönliche Krise – Globale Sorglosigkeit

Für diese neuen, „modernen“, und von uns Menschen geschaffenen Bedrohungen ist unser Gehirn nicht ursprünglich ausgelegt. Insbesondere exponentielle Auswirkungen sind für unser Denkorgan schwer zu fassen. Oder hättest du gewusst, dass ein Blatt Papier nur 42 Mal gefaltet werden muss, um bis zum Mond zu reichen? Wenn es um die persönliche Lebenswelt geht, sind wir vielfach panisch, jedoch wenn es um die globale Lebenswelt und unsere Umwelt geht, schaltet unser Gehirn – mitunter aufgrund der Abstraktheit – auf Sorglosigkeit um. Wie sonst – und natürlich ist das nicht der einzige Grund, aber er erscheint mir zentral – ließe es sich erklären, dass trotz der seit Jahrzehnten evidenten Wissenschaftslage, die Reduktion des CO2-Ausstoßes noch immer nicht erreicht werden konnte. Bereits im Jahr 1957 zitiert die New York Times den Ozeanographen und Klimatologen Roger Revelle (1909-1991), dass „die Menschen momentan ein großangelegtes geophysikalisches Experiment ausführen, welches so weder in der Vergangenheit hätte passieren können noch in der Zukunft wiederholt werden kann“. Er betont damit die Einmaligkeit dieses erstmals vom Menschen und nicht von Naturgewalten herbeigeführten Klimawandels und dieser unheilvollen, immer steiler anwachsenden Zerstörung unserer Lebenswelt.

Langfristiges Denken als Lösung

Langfristiges Denken und vorrausschauend geplantes Handeln, sowie das Erfassen von komplexen Zusammenhängen sind Eigenschaften, die den Menschen vom Tier unterscheiden. Doch auch hier sehe ich eine Veränderung oder gefährliche Entwicklung. Ob dies ein Phänomen der heutigen Zeit ist, oder ein verklärtes Bild meinerseits auf die Vergangenheit, das kann ich (noch) nicht beurteilen. Jedoch einfach mal zum Nachdenken: Das „Langfristige“ scheint mir in unseren heutigen Lebenswelten mehr und mehr abhanden zu kommen. Ob in der Arbeitswelt oder im Bildungswesen: Effizienz und kurzfristige Erfolge prägen das Bild. Während CEO´s früher noch durchschnittlich 15 Jahre in Betrieben zubrachten, frisieren sie heute in ca. 3-5 Jahren die Zahlen und wandern in der Karriereleiter, durch den „faktisch bewiesenen Erfolg“ in den nächsten Betrieb, weiter. Die langfristigen Auswirkungen von Personalkürzungen und dergleichen bleiben für spätere Misserfolge in den Unternehmen vielfach unbemerkt. Und bereits in der Schule werden wir zu „funktionstüchtigen“ Arbeitsbienchen ausgebildet. Schulen werden mehr und mehr zu Ausbildungsstätten statt Bildungseinrichtungen. Krass ausgedrückt: Vom „Bulimie-Learning“ in der Schule (=schnell lernen und bei der Prüfung rauskotzen) zur profitorientierten Fließbandarbeit im Großkonzern. Wo bleibt da noch die Zeit, um über das Leben, unsere Zukunft, das Glück, und – natürlich muss ich das schreiben – die Liebe nachzudenken? Natürlich ist das keine allgemein und überall in jeder Schule und jedem Betrieb geltende Beurteilung. Doch ein Trend lässt sich erkennen, den mir bereits viele Menschen – insbesondere jene mit langer Lebenserfahrung – bestätigen.

Weiterreichung von Verantwortlichkeiten

Ein weiteres großes Problem in der Bekämpfung des Klimawandels stellt die Weiterreichung und Verschiebung von Verantwortlichkeiten dar. China wird derzeit oft als das Land mit dem größten CO2-Ausstoß beschuldigt. Jedoch wird dabei übersehen, dass die Hälfte des heute in der Luft vorkommendem CO2 von den USA und Europa produziert wurde. Und China ist erst kürzlich „dazugekommen“, mit einem aktuell weltweiten Luftverschmutzungsbeitrag von 13 Prozent, wie ich im Juni von Mojib Latif, einem der international renommiertesten Klimaforscher, in einem Vortrag zu hören bekam. Egal wo in der Welt CO2 produziert wird, es verteilt sich. Und wenn beispielsweise alle Menschen in Indien unserem westlichen Lebensstandard nachziehen, wird das zur globalen Katastrophe. Wer ist aber nun hauptverantwortlich? Jetzt hier, im Jahr 2018? Dürfen andere Länder sich nun nicht auch den Luxus „gönnen“, den die USA und Europa bereits im vorigen Jahrtausend genossen haben? Eine schwierige Frage. Etwas leichter zu beantworten und auch ein beliebtes Argument: „Ich kann als Einzelne oder Einzelner sowieso nix verändern“, oder „Ich selbst hab ja die Luft nicht verpestet“. Hier wird die Verantwortlichkeit an die Politik oder an Großkonzerne verschoben. Und da ist die Antwort klar: Wir sind alle mitverantwortlich. Wir bewohnen alle die Erde. Und jede Veränderung beginnt zuerst mal beim Einzelnen und hat Auswirkungen auf gesamt-gesellschaftlicher Ebene und umgekehrt.

Individuelles Handeln UND gesellschafts-politische Rahmenbedingungen ändern

Ghandi hat es wunderbar in einem Satz formuliert: „Sei selbst der Wandel, den du in der Welt sehen möchtest.“ Einer der vielen Beweise für die große Wirkung, die einzelne Personen haben können. Und es müssen nicht immer große Taten sein, denn auch der Griff zur Milch aus der regionalen Biosphären-Region, der Verzicht auf den täglichen Fleischkonsum, die Bildung von Fahrgemeinschaften und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, oder der Kauf von fairer Kleidung wirken in langfristigem Zusammenhang. Und ganz gleich wie wir es drehen und wenden, der Klimawandel ist und bleibt eine Sache, die uns alle betrifft und deren Verantwortung sowohl auf individueller, als auch auf gesamt-gesellschaftlicher Ebene liegt. Innovationen zur Veränderung gesellschaftlich-politischer Rahmenbedingungen in Institutionen und Organisationen gehen stets von Individuen aus. Und auch das Argument, dass der Klimawandel und der Wechsel auf erneuerbare Energien zu teuer ist kann nicht gelten, denn es kann uns nichts teurer sein, als die Rettung unseres Planeten.

Was tun?

Wie schon gesagt, auch kleine Taten können Berge versetzen. Welch große Auswirkungen ein achtsamer Umgang mit sich selbst, den Mitmenschen und der Welt haben kann, wird sehr oft, oder ich will sogar sagen, fast immer unterschätzt. Wer kennt es nicht, dass es häufig ein Satz eines einzelnen Menschen ist, den wir uns ein Leben lang merken. Wir haben als Eltern, als Lehrerinnen und Lehrer, als Onkel oder Tanten und als Konsumentinnen und Konsumenten, mehr Macht, als unsere Sinnesorgane und Sensoren uns vermitteln. Auch hier spielt uns unser Gehirn einen Streich. Und apropos Sinne und Sinn: Wem es im Leben an Sinn und Bedeutung fehlt, hätte ich hier einen sehr SINNvollen Vorschlag. Denn ein bewusster und achtsamer Lebensstil macht glücklich – das konnten Hirnforscher schon mehrfach belegen. Und in einer Zeit wo vielerorts und für viele Menschen die Religion als sinnstiftendes Element und Daseinsrechtfertigung weggefallen ist, sehe ich den nachhaltigen Konsum, als vielversprechende Alternative. Und wer dem Ganzen größere Worte verleihen möchte: Die Welt zu retten – ob in kleinerem oder größerem Ausmaß – ist wohl eine der schönsten und wertvollsten Arten, etwas von Bedeutung auf dieser Welt, für unsere Kinder und die nachfolgenden Generationen zu hinterlassen. Viel Glück dabei!