Beruflicher Erfolg: Wie, wenn nicht du?

Bei einer Berufsmesse hörte ich einen Vortrag zu den Themen Karriere und beruflicher Erfolg. Es tut mir ja immer sehr weh, wenn Menschen ihre Erfahrungen als absolute und einzige Wahrheit darstellen und an andere Menschen in dieser Weise weitergeben. Und darum ist mir dieser Blogbeitrag ein sehr großes Anliegen. Der Vortragende skizzierte – in Bezug auf einen ausführlich beschriebenen Einzelfall – wie schwierig die Jobsuche sei, wenn jemand in vielen Dingen „gut“ ist, also keine Spezialisierung hat. Er fragte die Zuhörenden, um sein Statement zu untermauern, wer die schnellste Maus der Welt sei und welcher der größte Berg sei, um zu betonen: im Gedächtnis bleiben nur die Ersten, die Besten, die Schnellsten, die Größten. Und eine Spezialisierung sei die einzige und notwendige Voraussetzung für beruflichen Erfolg. Mitunter warnte er auch alle Zuhörenden vor der Selbstständigkeit und meinte, dass dieser Weg ohne bereits bestehenden Kundenstock, per se zum Scheitern verurteilt wäre – dies erwähne ich nur um meine Herzschmerzen zu verdeutlichen, die ich hatte, als ich diesem einseitigen Vortrag lauschte. Doch zurück zur schnellsten Maus von Mexiko und seinem Plädoyer unbedingt „in einem speziellen Bereich der [sic!] Beste zu werden“.

Generalisten oder Spezialisten: keine Qual der Wahl

Was diese Sichtweise und berufliche Beratung außer Acht lässt: Menschen sind unterschiedlich. Und das ist auch gut so! Die Berufswelt braucht sowohl die Generalistinnen und Generalisten, als auch Spezialistinnen und Spezialisten. Und vor allem: es ist keine Entscheidung an sich, das eine oder das andere zu sein. Was einem liegt oder nicht, was jemand kann oder nicht, ist eine dem individuellen Menschen innewohnende Komponente, die großteils zur Persönlichkeit gehört. Die Jobwahl und der berufliche Werdegang sollte diesen Eigenschaften angepasst werden.

Die Liebe ist alles und ohne Liebe ist alles nichts – auch im Job!

Um langfristig motiviert und erfolgreich im Beruf zu sein, ist es – meiner Meinung nach – unerlässlich, dich danach zu richten, was dir liegt und was du auch liebst. Das soll nicht heißen, jedes Hobby zum Beruf zu machen. In machen Dingen würde ich sogar davon abraten. Jedoch hat das über 2000 Jahre alte Zitat des Philosophen Konfuzius noch nichts an seinem Wahrheitsgehalt verloren: „Wähle einen Beruf, den du liebst, und du brauchst keinen Tag in deinem Leben mehr zu arbeiten“. Mit meiner Ergänzung „mach was dir liegt und was du liebst“, ist es der geeignete Kompass, der dir Freude und nachhaltige Zufriedenheit im Job beschert. Ich bin beispielsweise sehr froh, dass ich für meine Website lediglich die Texte schreibe und Bilder zeichne. Das Rundum-Design, das Konzept, sowie das technische Hintergrundwissen hat und macht jemand, die damit genauso viel Freude hat (Danke Schwesterherz!❤️), wie ich wiederum beim Texten und Titelbilder zeichnen. Dass nicht immer alles lustig sein kann im Job und auch Dinge zu tun sind, die keine Freude machen, ist wiederum eine andere Sache. Da geht’s dann um die Sichtweise und Bewertung, sowie das Ausmaß dieser Tätigkeiten. Das ist jedoch ein anderes Thema und einen anderen Blogbeitrag wert. Hier geht´s mal nur um die generelle Richtung im Job, welche Branche, welches Tätigkeitsfeld und welche Firmenphilosophie langfristig gewählt werden soll.

„Don´t try to be an apple if you are a banana, you will always be a second rate apple”

Dieses Zitat prangert groß auf der Fassade eines Turnsaals einer Schule im achten Wiener Bezirk. Die Künstlerin und Gestalterin der Hausfront will mit diesem Zitat auf humorvolle Weise, auf die Themen Gruppenzwang und Ausgrenzung in der Schulzeit hinweisen und ein Nachdenken über den Wunsch „anders sein zu wollen, als man ist“ anregen. Das Zitat gilt auch und insbesondere für die Orientierung im Berufsleben. Kurz zusammengefasst: Werde wer du bist! Nur so ist dir auch im Beruf „Nachhaltiges Glück“ sicher.

Wie finde ich heraus was ich will und kann?

Um herauszufinden was einem liegt und langfristig Freude macht, gibt es heutzutage eine Vielzahl an Angeboten und Möglichkeiten. Der Austausch mit Job Coaches, Supervisorinnen und Supervisoren, Personen der Lebens- und Sozialberatung, sowie mit Freunden oder der Familie, kann Klarheit schaffen und die Richtung weisen. Und auch bei einem Vortrag auf dieser Messe aufgeschnappt: Das Beratungsangebot und die Potenzialanalyse vom WIFI. Scheint ein heißer Tipp zu sein, wenn du dir einfach noch nicht sicher bist, wohin deine beruflichen Wege gehen sollen oder berufliche Unzufriedenheit bereits den Alltag trübt. Ich habe das Angebot vom WIFI selbst nicht getestet, aber dieses Beratungsangebot schien mir, im Vergleich zur oben erwähnten einseitigen Sichtweise des Vortragenden, offen für die individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse zu sein.

Ich rate generell zur Vorsicht, wenn jemand – ob bei Berufscoachings, in Beziehungsberatungen, oder bei anderen Lebensweisheiten – zu absoluten Ratschlägen und einseitigen Sichtweisen tendiert. Eine Begleitung bei der Suche nach dem was dir liegt, nach dem was dir Freude macht und nach dem was du einfach bist, ist in jedem Fall gesünder und nachhaltiger. Beruflich heißt das oft auch eine Zeit des „Trial und Errors“, denn Vieles kannst du erst wissen, wenn du es ausprobiert hast. Darum hier der wichtigste Tipp: sei mutig und trau dich Neues auszuprobieren. Wenn es nicht passt oder funktioniert hat, weißt du es und kannst von diesen Erfahrungen dein Leben lang profitieren. Und sei dir sicher: es gibt den oder die passenden Jobs für dich – ob du nun mit flexiblen Allround-Fähigkeiten oder mit spezifischen Fachkompetenzen glänzt.

Der mutige Schritt ins Ungewisse

Wem das hier jetzt alles zu „einfach“ erscheint, hat absolut Recht. Denn es gehört mitunter zu den schwierigsten Dingen auf der Welt, Situationen zu änderen, selbst wenn bereits große Unzufriedenheit herrscht. In der Psychologie wird hier auch vom Verlassen der Komfortzone gesprochen – der Bereich der gewohnt ist und bekannt. Das betrifft sowohl Orte, Personen, als auch Tätigkeiten. Wie schwierig es für einen Menschen ist, diese Komfortzone zu verlassen, ist eine sehr individuelle Sache und hängt von vielen Faktoren ab. Ein Schritt ins Ungewisse kann jedenfalls sehr viel Unbehagen, Stress und Ängste auslösen, was jedoch absolut menschlich ist. Und diese Entscheidungen sind auch angesichts unserer „Multioptionsgesellschaft“ keine Leichtigkeit.

Wahlmöglichkeiten – Glück im Unglück?

Bei all den sehr menschlichen und erklärbaren Herausforderungen, die unsere „Multioptionswelt“ so mitsich bringt, möchte ich jedoch das Glück in diesem „Unglück“ der zahlreichen Möglichkeiten herausstreichen: Einer der wichtigsten Gründe, warum ich jede und jeden dazu ermutigen möchte den eigenen Weg zu gehen: Nicht jeder Mensch hat diese freie Wahl. Nicht jeder Mensch kann, beruflich wie privat, so individuelle und zu sich selbst passende Lebensentwürfe gestalten. Und wer die eigenen Hindernisse für Veränderungen kritisch hinterfragt, erkennt vielleicht, dass es sich um nicht so große Hürden handelt, wie viele andere Menschen in der Welt zu überwinden hätten. Deshalb möchte ich alle, die mit ihrer beruflichen Situation unzufrieden sind, dazu „verführen“ mutig zu sein und diese vorhandenen Wahlmöglichkeiten, als Geschenk und mit Dankbarkeit, anzunehmen. Ich möchte mit diesem Beitrag, dich, liebe Leserin und lieber Leser, ganz besonders davor bewahren mit 70 oder 80 Jahren mit einem „hätti-wari“ auf dein Leben zurückzublicken. Lebts das Leben das ihr habt, seids zufrieden mit dem was ihr habt, aber gebts euch nicht zufrieden mit dem was an euch nagt. Fragen? Anregungen? Beschwerden? Melde dich gerne bei mir unter office@ria-project.at oder lass dich bei einer meiner Veranstaltungen zum mutig und glücklich sein verführen.